Zum Inhalt springen
Winterliches Panorama von Gols im tiefen Schnee Barriquefässer Andreas und Kathrin Sonnenmulde Weinflaschen Blick auf die beleuchtete Weinkellerei in der Nacht Winterliches Panorama von Gols ohne Schnee Tief verschneiter Weingarten Das Barriquelager Blick auf die Weinkellerei

Wie verkostet man 150 Weine?

Mittwoch, 19. August 2009

« 2010 | 2009 | 2008 »
Aktuelles »  Veranstaltungen » 

Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit als Verkoster bei einer Weinprämierung teilzunehmen. Dabei wurden insgesamt 158 Weine gereicht, die innerhalb von etwa drei Stunden bewertet wurden. Immer wieder wird man ja gefragt wie es möglich ist, mehr als eine handvoll Weine vernünftig zu probieren und daher will ich kurz davon berichten geben wie das abläuft.

Zuerst das Umfeld. Verkostet wird natürlich blind, das heißt die Koster erfahren nur was sie unbedingt brauchen (Jahrgang, Sorte), keinesfalls dürfen sie jedoch wissen von welchem Weingut ein Wein stammt. Um nicht von anderen Kostern oder der Umgebung abgelenkt zu werden, werden sie möglichst gut voneinander getrennt. Ideal sind dabei Kostkabinen in denen jeweils nur eine Person Platz findet. All diese Maßnahmen zielen darauf ab, den Kostern ein möglichst neutrales und damit faires Urteil zu ermöglichen, obwohl das nicht auf der ganzen Welt mit gleicher Gewissenhaftigkeit verfolgt wird. Aber das ist eine andere Geschichte.

Was die Koster nun noch brauchen sind Gläser, frisches Wasser, etwas Brot zum Neutralisieren und dann kann es losgehen. In schneller Folge wird ein Wein nach dem anderern gereicht, verkostet und das persönliche Urteil festgehalten. Hier kommt nun der wichtigste Punkt der ganzen Veranstaltung! Verkoster müssen natürlich schon vorher wissen wie die Weine schmecken sollten, was ein guter und was ein schlechter Wein ist. Das lernt man nur durch Übung und viel Kosterfahrung. Bei einer Bewertung werden natürlich die Leute eingeladen bei denen man das voraussetzten kann. Trotzdem, nach etwa 40 - 50 Weinen reicht es und man erkennt auch mit viel Konzentration immer weniger Feinheiten und Unterschiede. Hier wird es dann Zeit, ein ein paar Minuten Pause zu machen und dabei vor allem den Kopf zu entspannen. Denn die Verkostung ist in erster Linie eine Konzentrationsaufgabe bei der man das “Erschmeckte” richtig erkennen und verarbeiten muss!


Zettel und Bleistift auf einer Tischplatte.
Persönliche und offizielle Notizen eines Kosters.

Bewertet wird nach verschiedenen Punktesystemen. Hier sind mal 100 Punkte das erreichbare Maximum, mal sind es 20. Meist heißt es, je mehr desto besser, manchmal ist es allerding auch genau umgekehrt. Verkoster müssen mit den Bewertungssystemen vertraut sein damit sie sinnvolle Ergebnisse liefern können, doch auch das kann man natürlich lernen und üben. Trotzdem ist es nicht unüblich vor Beginn der eigentlichen Bewertung ein paar Weine gemeinsam zu verkosten um sich danach auf eine möglichst gleich “strenge” Bewertung zu einigen. Auch werden während einer Verkostung immer wieder Weine doppelt gereicht um erkennen zu können ob ein Verkoster in deren Verlauf konstante Bewertungen abgibt.


Ein schmaler Zettel mit einer Tabelle in der Bewertungen händisch eingetragen wurden. Ein Weinglas hat einen großen roten Rand darauf hinterlassen.
Offizieller Bewertungszettel.

Abschließend werden die Urteile aller Koster ausgewertet, oft wird hier einfach der Durchschnitt aller Ergebnisse hergenommen, Es gibt aber auch ausgefeiltere Methoden um einzelne Fehlurteile auszuschließen. Sonst könnte es etwa passieren dass ein sehr gut bewerteter Wein durch ein einzelnes “vernichtendes” Urteil unverdient irgendwo im Mittelfeld landet. All das sind jedoch nur Details, wichtig bleibt: 150 Weine in relativ kurzer Zeit zu verkosten ist nur möglich wenn man sich an ein sehr strikt reglementiertes Kostsystem hält mit dem man außerdem gut vertraut ist. Ein solches Unterfangen ist ausgesprochen interessant und lehrreich, vor allem wenn man danach seine eigenen Urteile mit dem Endergebnis vergleichen kann. Es ist aber auch sehr anstrengend, und mit Spaß am Weinverkosten hat es wenig zu tun. Hierfür beschränke auch ich mich auf ein paar wenige Weine und gönne mir und vor allem auch den Weinen viel, viel mehr Zeit.

Zum Seitenanfang »